Mir gefällt das "Contra" deutlich besser. Ist genau das, was ich seit Tagen schreibe. Schön zu wissen, dass ich nicht alleine mit meiner Meinung bin!
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Von Martin Volkmar
Jogi Löw hat in den jetzt zehn Jahren als Bundestrainer mit dem Aufbau einer spielstarken,
offensivfreudigen und sehr jungen Nationalmannschaft mit riesigem Potenzial große Hoffnungen
geweckt.
Daran gemessen ist die WM in Brasilien bisher eine einzige Enttäuschung. Nach dem guten Auftakt
gegen allerdings schwache Portugiesen folgten ein glückliches Remis gegen Ghana und ein müdes
1:0 gegen die USA.
Und gegen den Weltranglisten-22. aus Algerien mühte sich der WM-Dritte wie zu unseligen
Rumpelfußball-Zeiten zu einem glücklichen Sieg in der Verlängerung.
Die deutsche Mannschaft spielte phasenweise Stand-Fußball, ohne Ideen, ohne Torgefahr,
ohne Esprit, dafür aber mit unglaublichen Fehlern in der Defensive.
Und Jogi Löw? Wirkte wieder mal bei einem wichtigen Spiel ratlos und schaute so lange zu,
bis ihn die schwere Verletzung des überforderten Mustafi zu seinem Glück zwang und er endlich
Lahm dorthin stellte, wo er für das Team am wertvollsten ist: Auf die rechte Abwehrseite.
Ein geschätzter Kollege hat kürzlich die Theorie geäußert, dass Löw aus Prinzip sämtlichen gut
gemeinten Ratschlägen der Experten wie Helmer, Strunz, Beckenbauer, Scholl oder Kahn nur aus
Trotz widerspreche und gerade deshalb das genaue Gegenteil tue.
Das ist mittlerweile für mich die einzige Erklärung, warum die Mannschaft auf einen echten Stürmer
wie Klose ebenso verzichtet wie auf gelernte Außenverteidiger, warum das bisherige 4-2-3-1-System
ohne Not in ein 4-3-3 geändert wurde oder warum die Hälfte des Teams nicht auf den Positionen
spielt, die sie die gesamte Saison im Verein besetzt haben.
Somit geht Löw selbst verschuldet mit zig Baustellen ins Viertelfinale gegen Frankreich. Eigentlich
müsste er reagieren und die Startelf komplett umbauen, aber zum einen fehlt jetzt natürlich die Zeit,
zum anderen spricht wenig dafür, dass er doch noch über seinen Schatten springen wird.
Deshalb glaube ich nicht mehr an den vierten WM-Titel. Jedenfalls nicht in Brasilien
und nicht mit diesem Trainer.