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Dies & Das Hier kann über aktuelle Ereignisse diskutiert werden oder über Dinge, die ansonsten interessieren. Jeder kann Diskussionen eröffnen oder sich daran beteiligen. Privatgespräche bitte ausschließlich im 'Stammtisch' führen.

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  #1  
Alt 13.10.2008, 14:36
JoE JoE ist offline
Aufreißertyp
 
Registriert seit: 19.12.2006
Ort: In Rhoihesse
Beiträge: 1.495
Standard BRAVO ...

... Marcel Reich-Ranicki und Elke Heydenreich! Endlich wurden einmal in angemessenem Rahmen wahre Worte über die Qualität unseres Fernsehens gesagt. Wenn DSDS die beste Unterhaltungssendung ist, dann Gnade....
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  #2  
Alt 13.10.2008, 15:06
Benutzerbild von Travis
Travis Travis ist offline
V.I.P. Mitglied
 
Registriert seit: 30.11.2006
Beiträge: 3.779
Standard

@Joe,

ich sehe das ein wenig anders. Du schreibst selber von Unterhaltung und ich denke jeder kann auch für sich selbst definieren, wie er sich gut unterhalten fühlt, oder? Marcel Reich-Ranicki (MRR) lobte in seiner "Rede" das Programm von Arte. Ich weiss nicht, aber ich persönlich fühle mich bei einer schwarz-weiss Reportage über Stammes-Riten im Lampukistan (Original mit Untertiteln) nicht zwangsläufig blendend unterhalten. Und das Fernsehen macht ja auch seine Vielfalt aus, der eine mag halt dieses, der andere was anderes. Habe im Netz einen netten Kommentar zu MRR gefunden:

"Ach, MRR ist mit Bohlen nicht vergleichbar? Ganz anderes Niveau? - Das mag schon stimmen. Bohlen sagt öfters "scheiße" und "geil", MRR hält sich damit eher zurück. Das Programmformat aber ist im Kern dasselbe: Hüben werden Amateursänger fertiggemacht, drüben Bücher zerrissen, beides jeweils zur Belustigung des Publikums. Und das Publikum schaut nicht zu, um sich weiterzubilden, sondern wartet darauf, dass MRR sein Messer rausholt und ein "schlechtes" Buch genüsslich zerfleddert. Das ist "Literatur-DSDS", nichts weiter."



Gruß Travis
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  #3  
Alt 13.10.2008, 20:34
Benutzerbild von wate
wate wate ist offline
Mensch
 
Registriert seit: 20.11.2006
Ort: Kiel
Beiträge: 15.175
Standard

Spannendes Thema.

Ich bin ja nun von Natur aus ein eher konservativer Mensch, der, das gebe ich umunwunden zu, nicht imstande ist, die eigenen Ideale 100ig zu leben.

Maßgeblich für dieses konservative Denken ist natürlich die genossene Erziehung, wobei wir jetzt ganz grundsätzlich diskutieren könnten, ob in den 50ern, 60ern und 70ern alles viel schlechter war, als heute. Vielleicht ist heute alles nur anders geworden.

Die Vernichtung unserer Werte hat spätestens mit der Einführung der privaten Fernsehsender begonnen. Aber sofort würde an dieser Stelle nachgefragt werden, was denn Werte seien.

Viele jungen Leute heute wissen nicht mal, ob Konrad Adenauer Mittelstürmer der deutschen Weltmeisterkicker von 1954 oder Bundeskanzler war. Viele kennen nicht mal mehr Willy Brandt, um hier politisch ausgewogen zu bleiben. Und dass laut einer ZDF-Umfrage von letzter Woche 18-jährige nicht mal wissen, wer Honecker und was die DDR war, ist absolut erschreckend.

Muß man das heute wissen? Offensichtlich interessiert viele Leute heute mehr, ob die Gruppe Monrose rote oder weiße Schlüpfer an hat, und viele empfanden es als Tragödie, als Möchtegernsänger Küblböck bei DSDS rausgeflogen ist. Wir dürfen uns nicht wundern, dass die PISA-Studien wenig schmeichelhaft für die deutsche Jugend und das Bildungssystem sind.

Auf der einen Seite sind wir an diesen Entwicklungen selbst schuld. Der elektronische Budenzauber Internet entwickelt sich so rasant, dass die Eltern oft nicht mehr mitkommen und resignierend erkennen müssen, wie ihre Kinder in virtuellen Welten versinken. Der Dummquatsch zur besten Fernsehsendezeit trägt ein Weiteres zur Verblödung unserer Jugend bei. Auf der anderen Seite scheint diese Entwicklung nicht mehr aufzuhalten.

War die Jugend früher gescheiter? Sie hatte mangels Internet weniger Input, mußte sich mehr engagieren, um Prüfungen in der Schule zu bestehen. Sie hatte mehr Respekt Persönlichkeiten und deren Leistungen gegenüber. Vielleicht hatte sie einfach nur das Glück, nicht im heutigen Internetzeitalter groß werden zu dürfen.

Entsprechend gab es früher große Persönlichkeiten aus allen Bereichen des täglichen Lebens. Heute sind große Persönlichkeiten eher Eintagsfliegen. Ein Kommen und Gehen z.B. in der Musikszene - wenig bleibt.

Frage: Muß was bleiben? Wer mit Kultur und Traditionen bricht, lebt auf dünnem Eis.

Hochintelligente Köpfe wie Marcel Reich-Ranicki passen dennoch in solch eine Fernsehpreisverleihung. Dass er sich unter all den Schwachköpfen und Möchtegernkünstlern nicht wohlfühlt, darf einer mit 88 Jahren allerdings sagen. Und ich denke mal, dass diese ehrliche Aussage des Kritiker-Papstes allemal besser ist, als die Fäkalsprache anderer Preisträger.

Und, Travis, einen gravierenden Unterschied zwischen MRR und DB sehe ich abgesehen von der wesentlich höheren Intelligenz des alten Kritikers dann doch noch: DB zieht über untalentierte Jugendliche her, macht sie fertig (pädagogisch sehr wertvoll), während MRR keine Bücher von Schwachmaten kritisiert. Und die Leseratte wird dankbar sein, wenn er in schonungsloser Offenheit erfährt, was er vom Inhalt eines Buches zu halten hat.
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  #4  
Alt 14.10.2008, 08:31
JoE JoE ist offline
Aufreißertyp
 
Registriert seit: 19.12.2006
Ort: In Rhoihesse
Beiträge: 1.495
Standard

Ich weiß nicht, ob es eine Legende oder ein Zitat ist. Jedenfalls soll MRR mal über die Biographie von DB gesagt haben "Wenn dieses Buch Nr. 1 der Bestsellerliste ist, dann kann es diesem Land noch nicht schlecht genug gehen."

Die vergleiche mit "damals" tun uns alten Knackern gut... ich kann mich an meine Schulzeit erinnern, frühe 70er. Wir waren politisch engagiert, trugen "Willy wählen"-Buttons (ok, einige von uns - Walter, du eher nicht, oder? ), führten in Sozialkunde heiße Diskussionen über aktuelle Politik. Den damalgien Lehrer schätze ich jetzt noch sehr. Und heute? Ich habe z.Zt. Kinder in den Klassen 6, 10 und 11. In 10 und 11 ist ein Grundsatz "Sozi(alkunde) ist Sch..., stinklangweilig". Und diskutiert wird in erster Linie darüber, was am Abend / Wochenende abgeht.

Grundsätzlich habe ich nichts gegen DSDS, Mittagstalkshows u.ä., da mich niemand zwingt, es anzusehen. Aber ich habe etwas dagegen, wenn sich die Fernsehanstalten, die den Kram senden, dafür auch noch selbst Preise verleihen, das ganze in eine wirklich (Zitat EH) "grottendumme" Veranstaltung gepackt. Und MRR hat ja auch nur festgestellt, dass er dort nicht hingehört. Den Preis nicht anzunehmen war also absolut konsequent und nachvollziehbar.

Was sicher zu MRRs Entscheidung beigetragen hat, war, dass man ihn als 88jährigen stundenlang auf - so die Meldungen - nicht besonders bequemem Mobiliar hat sitzen lassen. Das zeigt, wie wenig Fingerspitzengefühl solche "Event-Regisseure" haben. Es muss bunt, schrill, modern sein - dass man dabei auch einen Menschen verplant, der nicht schrill und modern ist, wurde schlicht vergessen...
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  #5  
Alt 14.10.2008, 11:29
Benutzerbild von wate
wate wate ist offline
Mensch
 
Registriert seit: 20.11.2006
Ort: Kiel
Beiträge: 15.175
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Die Verherrlichung und Verniedlichung von Gewaltspielen bringt aber auch nicht weiter. Die 68er haben Blumen geworfen, heute wird Counterstrike gespielt. Recht hast Du, wenn Du auf Versäumnisse im Elternhaus hinweist. Vater muss arbeiten, Mutter muss arbeiten - dafür kriegt Sohnemann einen eigenen PC, auf dem er sich in die virtuelle Welt hineinflüchten kann, weil er ansonsten mit sich und der Welt nichts anzufangen weiß. Gilt nicht für alle, aber für viele. Die Medien haben dieses Problem schnell erkannt und übergießen die Kids zusätzlich noch mit Fäkalmüll zur besten Nachmittagszeit. Ob dieser Input nicht vielleicht doch für instabile Menschen zum Amoklauf führen kann?

Mich stimmt bedenklich, wenn ein Mario Barth z.B. 60000 Menschen ins Olympiastadion locken kann. Oder wenn DSDS 4 Mio Menschen vor die Glotze lockt.

Ich freue mich auf die ZDF-Sendung am Freitag (22:30 Uhr), wenn Marcel Reich-Ranicki dieses Problem mit Gottschalk bespricht.
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  #6  
Alt 23.10.2008, 16:58
scoutmaster scoutmaster ist offline
Systemkritiker
 
Registriert seit: 11.06.2008
Beiträge: 881
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Mal ehrlich zugegeben, MRR hat doch recht! Sicher ist es etwas überzogen einzig ARTE als "kulturell" hochwertigen Sender anzusehen (in anderen Programm läuft auch Gutes), aber solange es DSDS ,Kochsendungen in der 30ten Variante und die XXXXXXXXXXXXXXL Auswanderer Show gibt wird sich nichts ändern. Schaut euch doch die Gestalten an, dann liegt doch alles auf der hand. Das Alles erinnert mich irgendwie an den Slogan "Brot und Spiele"...oder besser gesagt TV für das Präkariat!
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  #7  
Alt 26.10.2008, 19:05
Benutzerbild von Michelino
Michelino Michelino ist offline
Aufreißertyp
 
Registriert seit: 26.12.2006
Ort: Winnenden
Beiträge: 1.211
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Zitat:
Zitat von wate Beitrag anzeigen
Spannendes Thema.

War die Jugend früher gescheiter? Sie hatte mangels Internet weniger Input, mußte sich mehr engagieren, um Prüfungen in der Schule zu bestehen. Sie hatte mehr Respekt Persönlichkeiten und deren Leistungen gegenüber. Vielleicht hatte sie einfach nur das Glück, nicht im heutigen Internetzeitalter groß werden zu dürfen.

Entsprechend gab es früher große Persönlichkeiten aus allen Bereichen des täglichen Lebens. Heute sind große Persönlichkeiten eher Eintagsfliegen. Ein Kommen und Gehen z.B. in der Musikszene - wenig bleibt.
Na, na, na...
Respekt vor Persönlichkeiten? Du hättest dabei sein sollen, wie wir damals 18-Jährigen im Jahre des Herrn 1972 bei einem Wahlkampfauftritt den Franz-Josef Strauß einen Gauner und Gangster beschimpft haben - oder den Kiesinger, der den Brandt schlechtreden wollte.
Unsere Lehrer waren arme Menschen, anstatt uns Schwachköpfen Andreas Gryphius und andere jahrhundertealte Literaten ästhetisch näherbringen zu dürfen, bestanden wir auf eine Diskussion auf ihre gesellschaftliche Relevanz hin.
Gleichzeitig wurden wir von Fernsehschwachsinn heimgesucht, der dem heutigen absolut gleichkommt, Kinderverdummungen wie Lassy, Fury, Flipper oder von irgend einem australischen Bumerang, der Gut und Böse unterscheiden kann, die ganzganz saudumme ZDF-Hitparade mit ihrem manipulierten Ergebnis.
Nein, die Mehrheit der heutigen Jugend kann mit den elektronischen Medien bestens und verantwortungsvoll umgehen - selbst dann, wenn ihnen in stumpfsinnig sprachlosen Familien oft genug etwas anderes vorgelebt wird. Es wird genau so genutzt, um Informationen zu erhalten als auch um Unterhaltung und Kommunikation zu erleben.
Für Politik interessieren sich tiefgründig nur wenige junge Menschen, das ist wohl wahr. Aber die meisten sind durchaus fähig und willens, sich in bürgerschaftlichem Engagement um Gotteslohn zu engagieren, wenn sie einen unmittelbaren Sinn und Effekt darin sehen.
Ich spreche dem MRR (bei allem Respekt vor seinem Fachwissen und seinen rhetorischen Fähigkeiten) einfach ab, heutiges Fernsehen und seine (oft genug auch Ventil-)Funktion beurteilen zu können.
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  #8  
Alt 27.10.2008, 23:48
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wate wate ist offline
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Registriert seit: 20.11.2006
Ort: Kiel
Beiträge: 15.175
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Du sprichst ein wichtiges Thema an. Ende der 60er gingen die Studenten Europas auf die Straßen, um gegen das Establisment aufzubegehren. Dieses wichtige Engagement vermisse ich bei der heutigen Jugend, und dabei geht es doch, wie damals, um ihre Zukunft. Wenn man Jugendlichen heute Fragen zu Politikern stellt, kommen ganz abenteuerliche Antworten. Natürlich haben die Studenten damals auch Ho-Tschi-Minh geschrien, ohne 100 Prozent zu wissen, wer das überhaupt ist. Hauptsache Ho-Tschi-Minh. Aber sie haben wenigstens was getan. Heute verlieren sich Jugendliche in der Welt des Internets - Briefe schreiben geht schon garnicht mehr. Schillerstraße statt Goethe, Gewaltvideos statt Lassy - die langsame Verblödung unserer Gesellschaft ist in vollem Gange. Selbstverständlich redet Reich-Ranicki nicht unbedingt zeitgemäß, was möglicherweise auch daran liegt, dass Jugendliche den Inhalt seiner Vorträge geistig nicht nachvollziehen können. Aber im Prinzip hat dieser Mann senkrecht und waagrecht: Das TV-Programm ist überwiegend Gülle, und wir sind schon so weit verkommen, dass wir garnicht mehr abschalten wollen. Dabei läge es in unserer Hand - oder doch nicht?
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  #9  
Alt 28.10.2008, 09:37
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hobbygolfer hobbygolfer ist offline
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Zitat:
Gewaltvideos statt Lassy - die langsame Verblödung unserer Gesellschaft ist in vollem Gange.
Naja, auch da kann man geteilter Meinung sein, was schlimmer ist!

Generell habe ich ein Problem damit, wenn andere Anderen vorschreiben wollen, was gut oder schlecht ist. Also ein perfekter Nährboden für eine Wertediskussion, die ich an dieser Stelle nur auf das Fernsehen begrenzen möchte.

Ich traue jedem Erwachsenen zu, für sich selbst zu entscheiden, was es/sie schauen möchte oder nicht und dieser Erwachsene sollte auch in der Lage sein, für seine Kinder eine Verantwortung zu übernehmen.

Ein solch mündiger Bürger wird also eine passende Auswahl aus dem Angebot der Kanäle treffen, oder die Aus-Taste drücken, wenn kein passendes Angebot besteht. Wenn also die Fernseher laufen, ist es zunächst einmal ein Zeichen dafür, dass das laufende Angebot angenommen wird, so what?

Da hilft es auch nicht, wenn Gebetsmühlen artig immer wiederholt wird, wie hochintelligent MRR gegenüber DB sei (wobei ich DB für sehr intelligent halte, allerdings in einer sehr speziellen Art, die nicht die Meine ist), auch hat ein MRR nicht das Recht, Menschen den Fernsehkonsum zu diktieren; seine Standpunkt äußern ist aber völlig legitim.

Übrigens hinkt Dein Vergleich, Walter, da nun mal wenige Jugendliche Literaten als Beruf gewählt haben und auch die meisten der DSDS-Kandidaten älter als 18 Jahre sind.
__________________
Wie poste ich falsch?
Nachdem ich Google, die Suche und die FAQ erfolgreich ignoriert habe, erstelle ich -in den falschen Unterforen- zwei bis sechs neue Themen, diese mit sehr kreativem und undeutlichem Text, unter denen sich jeder etwas anderes vorstellen kann!
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Wenn Rapsöl aus Raps gemacht wird, wie sieht es mit Babyöl aus?
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  #10  
Alt 28.10.2008, 11:28
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wate wate ist offline
Mensch
 
Registriert seit: 20.11.2006
Ort: Kiel
Beiträge: 15.175
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Interessante Bemerkungen, lieber hobbgolfer. Habe bitte Verständnis dafür, wenn ich einige Punkte herauspicke, um ihnen zu entgegnen.

DB ist nicht intelligent, vielmehr clever. Er nutzt das Dummheitspotenzial der überwiegenden Anzahl seiner Zuschauer aus, um mit diesem Kalkül Geld zu verdienen. Wir könnten bei dieser Gelegenheit jetzt auch streiten, wie intelligent und pädagogisch wertvoll es ist, eingeladene junge Protagonisten vor Millionenpublikum fertigzumachen. Sollten das die Wertmaßstäbe unserer heutigen Zeit sein, dann erinnere ich mich doch gerne an Lassy und Fury zurück. Unverdorbene Serien ohne Werbeberieselung, denn das Infame an den heutigen Programmen ist doch, dass die Kids alle 15 bis 20 Minuten mit Werbung vergewaltigt werden. Einige Programmmacher schrecken vor nichts zurück.

Dass sie dabei offensichtlich den Nerv ihrer Zuseher treffen, sollte uns, bevor wir das als Rechtfertigung ansehen, zu denken geben. Wie flach sind unsere Ansprüche an die Welt eigentlich geworden? Was läuft schief in dieser Gesellschaft, wobei ich alleine in der Bemerkung einer User, alles sei völlig normal, schon eine gewisse Schieflage sehe.

Du glaubst allen Ernstes, dass die Zuschauer sehr wohl entscheiden, was sie sehen wolllen oder nicht? Sollte man meinen, gelle? Aber ist das auch so? Sind die Kids heute nicht viel zu sehr auf sich alleine angewiesen, weil Mama und Papa arbeiten gehen und/oder in Internetdingen einfach nicht mithalten können?

Wieviele Menschen leben an der Armutsgrenze? Was glaubst Du? Diese Menschen, die aus ganz verschiedenen Gründen fertig sind mit der Gesellschaft, sind die potentiellen Zuseher und Mitmacher der täglichen Talkshows, die inhaltlich an Dummheit und Blödheit kaum noch zu toppen sind.

Mir gefallen auch die Talksendungen der öffentlich-rechtlichen Sender nicht alle. Immer nach dem gleichen Strickmuster, immer die gleichen Leute und Meinungen. Ein Konsens, als gewünschtes Ergebnis einer Diskussion findet nur ganz selten statt. Am Ende beharrte jede(r) auf seiner/ihrer Meinung, denn meistens sind ja z.B. Wahlkämpfe zu beachten.

Die interessantesten und ehrlichsten Aussagen von Politkern kriegst Du in Talkrunden mit 80-jährigen ehemaligen Politgrößen, die ohne Zwang plötzlich zu Einsichten kommen, die sie während ihrer Amtszeit irgendwo abgelegt hatten. Aber wen interessiert heutzutage ein Interview mit Helmut Schmidt? Die meisten Jungen wissen doch nicht mal, dass Schmidt früher Bundeskanzler war.

Ich bin der Auffassung, dass man/frau solche Dinge jungen Leuten vermitteln muss. Unsere Jugend sollte in der Lage sein, geschichtliche und gesellschaftliche Zusammenhänge unserer Vergangenheit zu kennen, und hier sehe ich ein Versagen der Schulen, was bei den sogenannten Pisastudien regelmäßig bestätigt wird.

Ich sehe auch ein Versagen der Politik, ich sehe viele Wirtschaftskriminelle und jeden Tag Schlagzeilen über sie. Wir sind längst verdrossen über diese Entwicklung, gehen nicht mehr zu Wahlen, engagieren uns kaum noch ehrenamtlich und/oder politisch. Was um uns abläuft, geht vielen am berühmten Hintern vorbei.

Immerhin hat Reich-Ranicki mit seinen provokanten Thesen erreicht, dass über den Werteverfall diskutiert wird, z.B. auch hier im Auwi. Ob er das erreichen wollte?
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