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Dies & Das Hier kann über aktuelle Ereignisse diskutiert werden oder über Dinge, die ansonsten interessieren. Jeder kann Diskussionen eröffnen oder sich daran beteiligen. Privatgespräche bitte ausschließlich im 'Stammtisch' führen. |
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25.01.2007, 23:12
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Frischling
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Registriert seit: 05.12.2006
Beiträge: 93
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Mythos RAF
Einige von euch haben ja schon die Anfänge der westdeutschen Stadtguerilla-Szene, welche sich Ende der 60-ziger in Organisationen wie der "Bewegung 2. Juli", den "Haschrebellen", "Tupamaros", "Rote Ruhr Armee" oder aber eben der "RAF" manifestierte, hautnah miterlebt.
Was haltet speziell ihr (die ihr sozusagen "mittendrin, statt nur dabei" gewesen seid) von folgenden (zugegebener Maßen: provokanten) Thesen:
1. Beinahe jeder zweite bundesdeutsche Großstädter (vor allem aber aus Frankfurt und W-Berlin) in jungen Jahren war seinerzeit- je nach Bildungsgrad -, entweder mit weltrevolutionären Gedankengut (verklärtes Mao & Co.-Gesabbel) infiziert oder aber einfach völlig unrevolutionär auf abmatten, kiffen und Krawall machen (=mit den Bullen Spaß haben) aus.
Oder um es anders zu formulieren: Die damalige extremistische, gewaltbereite Szene (ich schreibe mit Absicht nicht "linksextrem", weil einige bis viele überhaupt nicht "links" waren - das fängt schon beim RAF-"Gründungsmitglied" Baader an...), war weniger ein punktuelles, als vielmehr ein Massenphänomen.
Dafür würde auch sprechen, dass man
2. bei jeder Recherche im Umfeld der damaligen Stadtguerilla-Szenerie auf mehr oder weniger bekannte Namen der heutigen Politik, Medienlandschaft und ganz allgemein: aus dem heutigen Establishment, trifft.
Aus (1) und (2) ableitend, hat es
3. seit jeher ein sehr breites Unterstützer-Umfeld für die RAF gegeben, welches sich für die vermeintlichen Zwecke/Ziele der RAF entweder direkt einspannen, oder aber zumindest - ein mehr oder weniger offensichtliches - Symphatisantentum erkennen ließ. (Nur mal als Beispiele: Nobelpreisträger Böll forderte für die Meinhof "freies Geleit"; Starfriseur Walz hat der Meinhof, als sie schon steckbrieflich gesucht wurde, die Frisur verändert; Biermann spendete einen Preis für die Freiheit Horst Mahlers (ob er das inzwischen wohl bereut? ); Joschka Fischer gab zu, dass er über den Tod von Ponto&Co. keine Tränen vergießen könnte; und selbst Bundespräsident Heinemann verstieg sich anlässlich des Todes der Meinhof 1976 zu der Ansicht „Was immer sie getan hat, so unverständlich es war, sie hat es für uns getan.“ - Quellen folgen weiter unten)
4. Eine Vielzahl 68-ger ist heute im - früher so verhassten - Establishment angekommen und besetzt Schlüsselpositionen in der Politik und Medienlandschaft. Damit haben sie aber auch die "Deutungshoheit" über die Vergangenheit gewonnen - und im Zuge dessen wird das Bild der RAF doch so ein "ganz klein wenig" verzerrt und verwischt. "Glorifiziert" wäre vielleicht sogar der passendere Ausdruck.
Wer das bezweifeln sollte, muss sich nur mal kurz vorstellen, wie es wohl gewesen wäre, wenn die RAF eine rechtsradikale Nazi-Organisation gewesen wäre (für mich gibt es da eh keinen Unterschied).
So manch ein Buch oder Beraterhonorar von/für Ex-Terroristen wäre wohl nie erschienen bzw. bezahlt worden. So manch eine öffentliche Aussage, mancher Zeitungsbericht und manche Fernsehdokumentation hätte ganz anders ausgesehen. Und so mancher selbstloser Einsatz für die Inhaftierten wäre wohl glattweg unterblieben.
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Das sind jetzt keine festgemeiselten Meinungen von mir, sondern nur mal ein paar Thesen, die mir nicht ganz unstimmig zu sein scheinen. Kann mal ja mal diskutieren.
Hier die Links:
http://www.welt.de/data/2003/08/11/150637.html
http://www.rafinfo.de/hist/index.php
http://www.nadir.org/nadir/archiv/Po.../2_juni_2.html
http://www.nadir.org/nadir/archiv/Po...uni/index.html
http://www.bettinaroehl.de/Ulrike_Me...e_meinhof.html
http://www.bettinaroehl.de/Die_68er/.../die_68er.html
PS: Die oben erwähnten Walz/Biermann&Co-Geschichten finden sich auf der Röhl-Seite in den verschiedensten Artikeln. Ein Gesamtstudium dieser Seite lohnt sich aber auf jeden Fall. Nicht nur, um die Frau besser einordnen zu können - dass sie einen 68-ger/Fischer-Komplex hat, lässt sich wohl kaum bestreiten -, sondern weil dort vor allem vielerlei interessante Hintergründe und (teilweise unveröffentlichte) Interviews zu finden sind.
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Das Auge sieht, was es sucht.
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26.01.2007, 00:55
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Registriert seit: 30.11.2006
Ort: Frankfurt/M.
Beiträge: 1.607
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Schon mal gleich gaaanz zu Anfang des Stranges -sogar im Strangtitel das erste Wort- ein diskussionswürdiges Wort, dass eigentlich schon viel vorwegnimmt, das aber ja wohl diskutiert werden soll.
Also wieso "Mythos" ?
Zitat:
Zitat von Kamantun
1. Beinahe jeder zweite bundesdeutsche Großstädter (vor allem aber aus Frankfurt und W-Berlin) in jungen Jahren war seinerzeit- je nach Bildungsgrad -, entweder mit weltrevolutionären Gedankengut (verklärtes Mao & Co.-Gesabbel) infiziert oder aber einfach völlig unrevolutionär auf abmatten, kiffen und Krawall machen (=mit den Bullen Spaß haben) aus.
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die Unterscheidung in "entweder-oder" ist der Versuch eine gesellschaftliche Jugendbewegung in "gut" und "schlecht" aufzuspalten und somit zu schwächen.
Im Übrigen wurde beides -von den jeweiligen "Praktikern" durchaus als Form des Widerstandes gegen die herrschenden Zustände interpretiert.
Richtig ist, das den politischen "Guerillieros" die sog. Spaßguerilla immer ein Dorn im Auge war, was aber auf Gegenseitigkeit beruhte, da Letztere schon damals erkannten, dass die "politischen" irgendwann in den Parteien und Vorstandsetagen landen würden.
Zitat:
Oder um es anders zu formulieren: Die damalige extremistische, gewaltbereite Szene (ich schreibe mit Absicht nicht "linksextrem", weil einige bis viele überhaupt nicht "links" waren - das fängt schon beim RAF-"Gründungsmitglied" Baader an...), war weniger ein punktuelles, als vielmehr ein Massenphänomen.
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dieser Satz stimmt dahingehend, dass es -wie ich es oben schon als Jugendbewegung bezeichnet habe- durchaus ein Massenphänomen war.
Nicht zutreffend hingegen ist der eingeschobene Baader-Hinweis. Natürlich gab es in der Bewegung auch Personen denen Eitelkeiten und kriminelle Energien zuzusprechen sind, aber.
1. war das nicht die Regel
2. wurde dieses Baader-Beispiel oft angeführt, um die Täter als einfache Kriminelle darzustellen, und Ihnen die berechtigten politischen Ziele abzusprechen. Jemanden zum Kriminellen zu reden/schreiben/machen war zu damaliger Zeit einfacher, als zuzugeben bzw. anzuerkenenn dass einiges im Argen lag in der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft.
3. schließt Kriminell sein (wobei eigentlich sogar erst mal zu klären wäre, wer die Kriterien für "kriminell" festlegt bzw. wie es zu der Definition kommt) nicht zwangsläufig aus, dass sich jemand gesellschaftskritisch, sozial, politisch einsetzt. (ich verzichte hier absichtlich mal auf Beispiele aus der jüngeren aktuellen Zeit bzgl. Kriminalität und Politik )
4. es sollte nicht vergessen werden, dass es sich bei der RAF zwar um eine ausschließlich die damalige Bundesrepublik betreffende Gruppierung handelte, aber die "Bewegung" an sich hatte internationale Ebenbilder, Verbündete und Mitstreiter. (und zwar nicht nur im Ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden. )
Zitat:
seit jeher ein sehr breites Unterstützer-Umfeld für die RAF gegeben, welches sich für die vermeintlichen Zwecke/Ziele der RAF entweder direkt einspannen, oder aber zumindest - ein mehr oder weniger offensichtliches - Symphatisantentum erkennen ließ.
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Wieso eigentlich "vermeintlich" und "einspannen"?
Ersteres suggeriert, dass es diese Ziele nicht gegeben habe, und das Zweite setzt voraus, dass jemand der die gleichen Dinge befürwortet/bemängelt nicht selbst drauf gekommen sei bzw. lediglich Mitläuferstatus hat.
Zitat:
...; und selbst Bundespräsident Heinemann verstieg sich anlässlich des Todes der Meinhof 1976 zu der Ansicht „Was immer sie getan hat, so unverständlich es war, sie hat es für uns getan.“
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worin er -wenn es denn so gemeint war- auch nicht ganz Unrecht hat.
Wenn ich UM und die RAF als (extremen) Bestandteil der Bewegung ansehe, und dann schaue wie sich die Gesellschaft durch diese Bewegung mehr in Richtung Basis-Demokratie, weitgehender Autonomie des Einzelnen, und Emanzipation entwickelt hat, so ist Heinemanns Aussage zutreffend.
Die RAF war eine gewaltbereite Minderheit innerhalb einer Bewegung der wir heute Psychatrie-Enquete, Abschaffung von Kinderknästen, Freie Wählergemeinschaften, Patienten-Vertretungen, Ökologie-Bewegung und Umweltschutz, Selbsthilfegruppen und -organisationen, Mieterhilfevereine und vieles mehr das ein klein wenig mehr an Demokratie verspricht, verdanken. Und zwar völlig entmythologisiert, sondern real und nachvollziehbar.
(Das es da Fehlentwicklungen/Übertreibungen gegeben haben mag, oder andererseits das "Ziel" noch nicht erreicht ist, sei mal dahingestellt)
Zitat:
Eine Vielzahl 68-ger ist heute im - früher so verhassten - Establishment angekommen und besetzt
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schlicht falsch. Das was früher als Establishment betitelt wurde, existiert doch in weiten Teilen so gar nicht mehr. (Allerdings gibts "neue" Establishments und damit sind wir dann bei deinem folgenden Satz: )
Zitat:
Damit haben sie aber auch die "Deutungshoheit" über die Vergangenheit gewonnen - und im Zuge dessen wird das Bild der RAF doch so ein "ganz klein wenig" verzerrt und verwischt. "Glorifiziert" wäre vielleicht sogar der passendere Ausdruck.
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Diese Aussage hat sehr viel Ähnlichkeit mit dem, was den Eltern der 68er vorgeworfen wurde, nämlich das sie immer behaupten würden, dass früher alles besser gewesen sei.
Das dieser Vorwurf den "heutigen" Etablierten auch gemacht wird, ist erstes Anzeichen dafür, dass "wir" (als Gesellschaft gemeint) noch lange nicht die Hände in den Schoß legen sollten, weil alles sich so toll entwickelt hat. Auch die "neuen Führer" (auweia, jetzt gibts Prügel von Grün und dunkelrot) haben ihre Spiesser die es zu entfernen gilt. (gewaltfrei selbstredend )
Um mit Rudi Dutschke am Grab von Holger Meins zu sprechen: Der Kampf geht weiter!
(Führen müssen ihn jetzt allerdings die Jüngeren, die -wenn sie denn mal ihren Hintern hochkriegen- sich meiner vollsten Sympathie und Unterstützung gewiss sein dürfen)
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SiegNatur !
Geändert von MAXX (26.01.2007 um 01:13 Uhr).
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26.01.2007, 22:25
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Frischling
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Registriert seit: 05.12.2006
Beiträge: 93
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Zitat:
Zitat von MAXX
Schon mal gleich gaaanz zu Anfang des Stranges -sogar im Strangtitel das erste Wort- ein diskussionswürdiges Wort, dass eigentlich schon viel vorwegnimmt, das aber ja wohl diskutiert werden soll.
Also wieso "Mythos" ?
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Ein "Mythos" ist laut Wikipedia "zunächst eine Erzählung von einem oder mehreren Ereignissen, die zur Erklärung oder Deutung eines Sachverhalts herangezogen wird".
Nun werden Sachverhalte von Menschen über einen größeren Zeitraum hinweg unterschiedlich erklärt, gedeutet und interpretiert. Und so ist es auch nicht ausgeschlossen (und m.M. nach auch sehr wahrscheinlich), dass sich die Interpretation der eigentlichen Sachverhalte rund um die RAF im Laufe der Zeit (und nicht zuletzt wg. des Generationenwechsels - die Elterngeneration mehr oder weniger verschwunden; zwei Kindergenerationen neu entstanden), verändert hat.
Und da besteht m.E. schon eine gewisse Gefahr, dass die RAF in der einen oder anderen Form mystifiziert wird. (Weil eben, wie schon erwähnt, heutzutage die Deutungshoheit in den Händen derer liegt, welche durchaus als "befangen" bezeichnet werden können/dürfen/müssen.)
Zitat:
die Unterscheidung in "entweder-oder" ist der Versuch eine gesellschaftliche Jugendbewegung in "gut" und "schlecht" aufzuspalten und somit zu schwächen.
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Das klingt fast so, als ob es im Sinne eines wie auch immer gearteten "Sieges" völlig egal wäre, ob eine (Jugend-) Bewegung aus guten oder schlechten Motiven heraus handelt bzw. mit welchen Mitteln - u.U. von Leuten eingesetzt, mit denen man so gar nichts gemein hat - dieser "Sieg" am Ende erreicht werden soll.
Für mich ist das (freilich in der Rücksicht und als Nichtbeteiligter) überhaupt nicht egal. Die Ausblendung von absoluten Unrecht; das Tolerieren von Mördern, Psychophaten und Arschlöchern in den eigenen Reihen, NUR UM DES SIEGES WILLEN, kann ich zwar bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, aber eben nicht gutheißen. (Die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse taugen auch nicht als Entschuldigung. Schließlich lebte man nicht in einer mörderischen Nazi-Diktatur - auch wenn das einige so gesehen haben mögen.)
Selbst wenn eine Distanzierung von solchen Leuten vielleicht eine Spaltung und Schwächung der "Bewegung" bedeutet hätte: Im Nachhinein kann man doch ganz stark vermuten, dass eine solche "Schwächung" einige Menschenleben gerettet hätte - und trotzalledem Pille, Freie Wählergemeinschaften, Patienten-Vertretungen und Selbsthilfegruppen entstanden wären.
Zitat:
Die RAF war eine gewaltbereite Minderheit innerhalb einer Bewegung der wir heute Psychatrie-Enquete, Abschaffung von Kinderknästen, Freie Wählergemeinschaften, Patienten-Vertretungen, Selbsthilfegruppen und -organisationen, Mieterhilfevereine und vieles mehr das ein klein wenig mehr an Demokratie verspricht, verdanken.
Und zwar völlig entmythologisiert, sondern real und nachvollziehbar.
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Genau das scheint mir das Problem in Sachen "Mythos" zu sein: Das die RAF selbst heute noch von vielen Leuten als "Teil der Bewegung" anerkannt wird, welche dieses oder jenes an positiven Änderungen bewirkt hätte. Wenn aber auch im Nachhinein ein Bruch mit der RAF zu keiner Zeit stattgefunden hat, so scheint mir eine unbefangene Auseinandersetzung mit ihr und eine tatsächliche Aufarbeitung des Geschehenen schlicht unmöglich - und einer Mystifizierung wird Vorschub geleistet.
(Im Übrigen lasse ich mich ja notfalls noch mit dem Argument erschlagen, dass erst die RAF und die französische "Action Directe" - wie auch immer - die Weichen für Veränderungen in ganz West-Europa gestellt hätten (allerdings glaube ich das nicht) - nur: Die eigentliche Weichenstellung hätte doch sowieso spätestens mit dem unvermeidbaren Marsch der 68-ziger durch die Instutitionen stattgefunden! Also: Wofür genau war die RAF in irgend einer Form notwendig?)
Zitat:
Im Übrigen wurde beides -von den jeweiligen "Praktikern" durchaus als Form des Widerstandes gegen die herrschenden Zustände interpretiert.
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Gegen die "herrschenden Zustände" waren aber auch schon die Nazis und späterhin (im Osten) die sogenannten "Kommunisten" gewesen - das ist für mich nicht wirklich ein Argument...
Zitat:
Nicht zutreffend ist der eingeschobene Baader-Hinweis. Natürlich gab es in der Bewegung auch Personen denen Eitelkeiten und kriminelle Energien zuzusprechen sind, aber.
1. war das nicht die Regel
2. wurde dieses Baader-Beispiel oft angeführt, um die Täter als einfache Kriminelle darzustellen, und Ihnen die berechtigten politischen Ziele abzusprechen. Jemanden zum Kriminellen zu reden/schreiben/machen war zu damaliger Zeit einfacher, als zuzugeben bzw. anzuerkenenn dass einiges im Argen lag mit der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft.
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Zu 1: Es mag nicht die Regel gewesen sein, dass ein eitler, gewalttätiger, profilierungssüchtiger, krimineller und völlig unpolitischer Egomane in der "Bewegung" aufgetaucht ist - aber zufällig reden wir hier von dem Mann, der wie kein anderer für den Namen "RAF" steht; welcher sie mitbegründet hat, und welcher von nicht wenigen zu einer Art "Idol" hochstilisiert bzw. verklärt wurde.
Zu 2: Wo genau und an welcher Stelle waren denn die RAF-Täter keine "einfachen" Kriminellen?
Ok, sie haben einen (von mir aus auch subjektiv "berechtigten") politischen Grund vorgeschoben - das macht sie doch aber nicht zu Mördern "anderer Klasse", welche sich von den "einfachen" Kriminellen (Mördern) in positiver Weise unterscheiden würden - ein Mörder ist und bleibt nun mal ein Mörder, oder nicht?
Zitat:
3. schließt Kriminell sein (wobei eigentlich sogar erst mal zu klären wäre, wer die Kriterien für "kriminell" festlegt bzw. wie es zu der Definitin kommt) nicht zwangsläufig aus, dass sich jemand gesellschaftskritisch, sozial, politisch einsetzt. (ich verzichte hier absichtlich mal auf Beispiele aus der jüngeren aktuellen Politik )
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Du hast vollkommen recht. Negativbeispiele aus der aktuellen Politik gäbe es genügend.
Nur: Das Thema hier lautet RAF.
Und ja: Kriminell sein (Definition in diesem Fall: Ohne Not Menschen entführen, verletzen oder gar töten), schließt soziales oder politisches Engagement selbstverständlich nicht aus. Nur erstens macht das begangenes Unrecht nicht wett und zweitens kann ich dieses Engagement der RAF auch nirgend wo erkennen. Wenn ich das nicht falsch sehe, hat sie ein paar völlig sinnlose Anschläge auf "Wirtschaftsbonsen", Soldaten und Natoeinrichtungen verübt ("Kollateralschäden" gerne in Kauf nehmend); und ansonsten viel Zeit damit verbracht, ihre Mitstreiter aus den Gefängnissen herauszupressen.
Zitat:
4. es sollte nicht vergessen werden, dass es sich bei der RAF zwar um eine ausschließlich die damalige Bundesrepublik betreffende Gruppierung handelte, aber die "Bewegung" an sich hatte internationale Ebenbilder, Verbündete und Mitstreiter. (und zwar nicht nur im Ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden. )
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Stimmt, in Frankreich und Italien gab es ebenfalls Terrorgruppen.
Und das heißt jetzt was?
Zitat:
Wenn ich UM als (extemen) Bestandteil der Bewegung ansehe, und dann schaue wie sich die Gesellschaft durch diese Bewegung mehr in Richtung Basis-Demokratie, weitgehender Autonomie des Einzelnen, und Emanzipation entwickelt hat, so ist Heinemanns Aussage zutreffend.
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Eine konstruktive Bewegung mit der absolut destruktiven RAF in einen Topf zu schmeißen halte ich für genau so falsch wie den Satz Heinemanns.
Zitat:
Das was früher als Establishment betitelt wurde existiert doch in weiten Teilen so gar nicht mehr.
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Hoppla?
Klär´ mich mal auf...
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Das Auge sieht, was es sucht.
Geändert von Kamantun (26.01.2007 um 22:32 Uhr).
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27.01.2007, 13:26
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mach ich gerne, wenn ich mehr Zeit habe.
Augenblicklich nur soviel: du trägst mit deiner Ansicht viel zur Mythologisierung bei, weil du 20 bis 30 deutsche Terroristen als so wichtig einschätzt, aber die Gesamtheit der Bewegung bestand aus vielen Millionen Menschen; auch in USA, England, Asien.
Diese eingeschränkte Sicht- und Darstellungsweise führt zwangsläufig zu Fehleinschätzungen der Wichtgkeit.
Zum Thema Gewalt mal ganz prinzipiell:
Das Gewaltmonopol des Staates gehört für mich nach wie vor auf den Prüfstand, weil sich damit nämlich im negativen Extremfall jede Menge Unterdrückung, Negierung von Bürgerrechten und Manifestierung von Macht(mißbrauch) aufrecht erhalten lässt.
Das heisst im Klartext: Einem Bürger dem körperliche und/oder psychische Gewalt angetan wird z.B. durch Lärmbelästigung (Flughäfen, Strassen, Schlafentzug, Erhöhung des Blutdrucks) , durch Zerstörung seines Lenbensraumes (abgeholzte Wälder, Luftverschmutzung bzw. Vernichtung von Regenerationsmöglichkeiten) , durch Verseuchung seines Wassers (Abwasser von Fabriken), durch Gefährdung von Gesundhet und Leben durch teilweise unkontrollierbare Technologien (AKW), künstliche/chemische und ungewollte Veränderungen seiner Lebensmittel muß nach meiner Sichtweise die Möglichkeit haben, als allerletzte Konsequenz !!!! sich auch gewaltsam dagegen zu wehren.
Das Problem, das dabei entsteht ist natürlich immer die Frage: sind alle vorherigen Möglichkeiten wirklich ausgeschöpft?
Aber genau diese Problem hat ja der Staat bereits durch so schwammige Begriffe wie "Verhältnismäßigkeit der Mittel" für sich gelöst.
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SiegNatur !
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27.01.2007, 15:02
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Frischling
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Vielleicht sollte ich meine Behauptungen bezüglich der Deutungshoheit der 68-ziger und der damit verbundenen verzerrten Darstellung bzw. Mystifizierung der RAF mal an einem konkreten Beispiel belegen.
Dieses Beispiel bin ich.
Obwohl die Anschläge auf Herrhausen und Rohwedder sozusagen noch "in meine Zeit fielen": So richtig bewusst mitbekommen habe ich von der RAF nur noch die Vorfälle in Bad Kleinen, als Grams und Hogefeld in eine Falle gelockt wurden und Grams schließlich unter bis heute nicht richtig geklärten Umständen um´s Leben kam.
Alles was ich sonst von und über die RAF wusste, hatte ich über die Jahre hinweg immer mal wieder aus auftauchenden Medienberichten/Dokumentationen entnommen - ohne mich aber je tatsächlich (und ganz bewusst) mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben.
Was hängen geblieben war (und das, obwohl mich niemand in meinem Umfeld - im Gegensatz zu wate oder EU_Golfer - als "Linken" bezeichnen würde), war letztlich das Bild einer irgend wie fehlgeleiteten Art "Robin-Hood-Truppe", welche den Herrschenden nehmen wollte, um den Geknechteten zu geben. Was noch hängen blieb: Die Opfer (und der Staat sowieso) hatten irgend wo auch Dreck am Stecken und was da in Stammheim in Sachen Isolationshaft/"Selbstmorden" abgelaufen ist...naja: Der "Rechtsstaat" eben, alles klar...
Als ich nun vor ein paar Tagen im Zusammenhang mit der Diskussion um die Freilassung von Mohnhaupt und Klar mehr oder weniger zufällig auf ein paar interessante Seiten gestoßen bin und mir daraufhin mal die Mühe machte, die komplette Geschichte der RAF (und anderen Stadtguerilla-Organisationen) in allen Einzelheiten nachzuvollziehen; mir die handelnden Personen genauer anzuschauen und auch die politischen "Manifeste" der RAF im Detail durchzulesen - da war ich am Ende schon sehr überrascht. - Überrascht darüber, wie wenig mein Bild von der RAF mit den Tatsachen übereinstimmte. Wie wenig politisch, wie sehr kriminell und wie verdammt menschenverachtend die RAF - von Anfang an und bis zum Schluss - bspw. in ihren Taten und Texten daherkam.
Nun könnte manch einer natürlich berechtigter Weise fragen: Und für solch eine Erkenntnis musstest Du erst in´s Detail gehen?
Und die Antwort ist: Ja! Das von den Medien gezeichnete Bild über die RAF war irgendwie "weichgespült" gewesen und ohne das - bewusst - mitzukriegen, habe ich es im Laufe der Zeit ganz selbstverständlich zu meinem eigenen gemacht. (Wenn man über etwas kein eigenes Bild hat, übernimmt man automatisch das, welches einem angeboten wird.)
Wer weiß denn auch schon, dass Baader ein völlig unpolitisches, hochkriminelles Arschloch war; dass die Texte einer Meinhof vor Menschenverachtung nur so triefen; das die RAF, bloß um an einen Militär-Ausweis zu kommen, eiskalt einen No-Name-Soldaten umgelegt hat usw.usf. - die Liste ließe sich noch beliebig verlängern.
Solche Aspekte tauchen in den Medien entweder gar nicht auf, oder gehen in den Beschreibungen über die SS-Mitgliedschaft eines Schleyers, die Isolationshaft der RAF-Täter und vermeintlich ungeklärten Todesfällen unter.
Anderes Beispiel: Wer weiß denn eigentlich noch, dass 1993 in Bad Kleinen ein gewisser Michael Newrzella zugegen war? - Ich wusste das nicht (mehr). Und ich wusste auch nicht (mehr), dass der Mann bei der ganzen (versuchten) Festnahme-Aktion erschossen wurde. Von Wolfgang Grams.
Es gibt halt Sachverhalte und Menschen, an die erinnert man sich gut und dann gibt es Sachverhalte und Menschen, an die man sich nicht mehr so gut erinnert. Und der Name Michael Newrzella muss wohl schon in der damaligen Berichterstattung regelrecht untergegangen sein, denn sonst hätte ich nicht noch ganz genau gewusst, dass der Verdacht einer Hinrichtung von Grams im Raum stand - und von diesem Newrzella gar nichts mehr.
Mag ja sein, dass der Fehler bei mir liegt; dass ich bis vor wenigen Tagen nur das gelesen/gesehen habe, was ich lesen/sehen wollte und von Medien und Öffentlichkeit in Wirklichkeit ein sehr differenziertes, objektives Bild der RAF gezeichnet wurde und wird - allein: ich glaube es nicht.
Und wenn ich recht haben sollte, und der Fehler also nicht bei mir liegt, dann wird es sehr viele andere Leute meiner (und der nachfolgenden) Generation geben, welche ein völlig verzerrtes (weil sehr viele Aspekte und Einzelheiten völlig ausblendendes) Bild der RAF mit sich herumtragen.
Den "Mythos RAF" eben...
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Das Auge sieht, was es sucht.
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27.01.2007, 16:26
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ich versteh den "Vorwurf" der angeblichen Deutungshoheit durch "Alt-68er" nicht so ganz.
1.
Wenn ich mir deine obige Linkliste anschaue (ja ich hab sie auch inhaltlich gelesen), stelle ich fest, dass 50% davon von einer Frau Bettina Roehl stammen, die die Tochter der Ulrike Meinhof ist, und noch nie objektiv über diese Zeit berichten konnte. Ist kein Vorwurf, aber wie wil jemand objektiv sein, dem die eigne Mutter (und ihre Freunde, Komplizen und Taten) soviel an Unannehmlichkeiten bereitet hat?
(und mal so ganz nebenbei verdient Frau Röhl nicht schlecht an der Vermarktung ihrer subjektiven Meinung, währenddessen die anderen Links durchweg auf weniger komerzielle Seiten verweisen)
2.
Ein zusätzliches Problem bei der Einschätzung der damaligen Zeit ist doch, dass die damaligen Hauptprotagonisten sich nicht mehr äussern können/wollen, und dadurch zwangsläufig nur "Gefiltertes" bzw. das was schon immer über diese Personen und diese Zeit in den Medien stand, heute auch wieder nur zu finden ist.
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SiegNatur !
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27.01.2007, 17:43
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Mensch
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Heftiger Widerspruch
Hallo Kamantun,
ich war zum Zeitpunkt des RAF-Terrors Soldat, beim Anschlag (2 Tote) auf eine saarländische Kaserne (Lebach) in einer Nachbarkaserne (Oberbexbach) stationiert. Im Zuge der europaweiten Studentenunruhen hatte sich in der linken Szene Einiges gegen die vorherrschenden Machtsysteme zusammengebraut. Viele (ich beschreibe jetzt mal die Zeit vor RAF) junge Leute hockten damals eben nicht vor Videospielen oder vorm PC (gabs damals nicht ), sondern engagierten sich politisch. Ob es nun gegen die Polizeigewalt war, oder für Liebe unter freiem Himmel - der Schlachtruf war "Ho-Tschi-Minh". Diese eher friedliche Rebellion gegen unhaltbare Staatsapparate wurde von einer linken Terroristenszene ausgenutzt. Viele junge Leute ließen sich blenden und empfanden mit Mördern wie Baader, Meinhof, Klar, Mohnhaupt, Ensslin oder Klein Mitleid und Sympathie. Die RAF hatte mit dieser Studentenbewegung so wenig zu tun, wie Schröder mit Sozialdemokratie oder Kohl mit demokratischer Mitbestimmung. Zu den (geistigen) Brandstiftern von damals gehörten der spätere Innenminister Otto Schily, der spätere Bundesaußenminister Joschka Fischer, um nur mal zwei prominente Namen zu nennen. Daß solche Leute überhaupt hoffähig wurden, lag an der Machtübernahme von Schlüsselpositionen unserer Gesellschaft durch linke Gesinnungskumpanen. Die Chefredaktionen führender Zeitungen und Magazine waren fortan von Leuten besetzt, denen das Hungerleid von Baader & Meinhof wichtiger war, als das Angehörigenleid von Buback, Ponto oder Schleyer. Dieser Linksruck, der die Abrechnung mit allem Konservativen in Deutschland als Programm hatte, fand auch in Schulen statt. Noch heute gibt es Schulen (meine Tochter erzählte mir unglaubliche Entgleisungen eines Lehrers im Politikunterricht), in denen rechts von der SPD nicht stattfindet. Man muß diese Zusammenhänge sehen, um zu verstehen, warum Leute wie Schily oder Fischer solche späten Karrieren hinlegen konnten. Das konservative Lager konnte diese Entwicklung nicht verhindern. Es mußte wie gelähmt zuschauen, wie fortan Werte mit Füßen getreten wurden, wie vorbestrafte Politiker wie z.B. der grüne Ströbele in Untersuchungsausschüssen versuchen durften, Politiker mit weit weniger Dreck am Stecken als "Verbrecher" zu "entlarven". Und auch, wenn dies nie gelang, vermittelte es dem staunenden Volk doch den Eindruck: "Die Reichen kriegt man nie!" Bis dieser Schmutz, mit dem diese Linken konservative Politik kübelweise übergossen haben, gesäubert ist, und bis diese Hirnwäsche überwunden ist, wird es vielleicht noch 10 Jahre dauern. Immerhin leben wir heutzutage wieder in einem gesellschaftlichen Klima, in dem es eine Mehrheit rechts der Sozialdemokratie gibt. Bleibt zu wünschen, daß die Mehrheiten knapp bleiben, um keine erneute Randale auf den Straßen zu haben.
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27.01.2007, 17:54
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Frischling
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Registriert seit: 05.12.2006
Beiträge: 93
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@MAXX
Ich behaupte auch gar nicht, dass die Röhl objektiv wäre - dass kann sie ja, wie Du richtig schreibst, auch kaum sein -, aber nichtsdestotrotz hat sie m.E. in manchen Punkten recht.
Und abgesehen davon: Auf sie bzw. ihre Seiten bin ich erst ganz zuletzt gestoßen. Da gab es auch schon vorher - bspw. auf den RAF-Geschichtsseiten mit all den Details und RAF-Texten, oder auch auf den Seiten über die Organisation "2.Juli" -, ein gewisses "Ach so ist(war) das?"-Erlebnis.
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Das Auge sieht, was es sucht.
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27.01.2007, 20:00
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Moderatorin Philosophen-Café + V.I.P. Mitglied
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Zitat:
Zitat von MAXX
2.
Ein zusätzliches Problem bei der Einschätzung der damaligen Zeit ist doch, dass die damaligen Hauptprotagonisten sich nicht mehr äussern können/wollen, und dadurch zwangsläufig nur "Gefiltertes" bzw. das was schon immer über diese Personen und diese Zeit in den Medien stand, heute auch wieder nur zu finden ist.
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Wenn ich den Eingangskomm. richtig verstanden habe, ging es Kamantun gerade um diesen Punkt: was ist Hören-Sagen und wie haben "wir" die Zeit erlebt. Nun lass Dich ma nicht so lange bitten, Neffe, ist ja nu' ma unsere Sturm-und Drangzeit gewesen und nu' erzähl mal - wie war's denn nu' damals aus DEINER Sicht?
Ich muss gestehen, daß ich die 68er Zeit eher aus der "normalbürgerlichen" Perspektive erlebt habe. Zu mehr als Klamottenrevoluzzen, "Jiddelmusik" hören, ein paar Demos, Verbrüderung mit dem "Arbeitervolk", ein paar Tüten rauchen und hochwichtig den Spiegel lesen, hat's bei mir nicht gereicht.
Auch sei gesagt, daß "unsere Schicht" Arbeiter und Mittelstand nicht sonderlich an RAFund RZ usw. interessiert waren!
Ich möchte die 68er und RAF nicht unbedingt in einem Topf wissen. AUS der Studentenbewegung entwickelten sich erst ein paar Schwerstkriminelle die "uns" allen SEHR suspekt waren, kamen sie doch mehr oder weniger aus dem geh. Mittelstand oder aus der Oberschicht. Woher wollten diese "Intellektuellen" wissen, was das "Volk und die Arbeiterklasse" wollte? Das war's dann wohl auch neben der Verabschiedung der Notstandsgesetze, der Zerschlagung des Pariser Aufstands (Juni 1968), der Liquidierung des Prager Frühlings (21.August 1968) und der Fortführung des Vietnamkrieges, daß es zu erheblichen Zweifeln am Erfolg der Protestbewegung und zur allgemeinen Resignation kam.
Ich denke, daß die 68er- Studentenbewegung weltweit als breitangelegter Wandel des Politik- und Demokratieverständnisses zu sehen ist. Sie brachte außerdem vielfältige Sozial-, Gesellschafts- und Hochschulreformen. Sie brachte die zunehmende Politisierung des täglichen Lebens und zeigte verschiedene gesellschaftliche Konflikte in der Bundesrepublik auf. Die Protestbewegungen und Demonstrationen zeigten, daß es viele Menschen gab, die sich nicht mit den bestehenden Problemen abfanden und auch bereit waren für ihre Beseitigung zu kämpfen. Dabei hoben sich besonders die jungen Intellektuellen hervor. Sie waren die Träger und Anstifter der Proteste.
Der Sternmarsch nach Bonn, an dem sich unter anderem auch Anhänger des SDS sowie Funktionäre und Mitglieder der IG Metall beteiligten, verlief ohne gewalttätige Auseinandersetzungen, die parallel laufenden Demos in Frankfurt, München, Göttingen, Hamburg, Berlin, und Freiburg , an denen sich insgesamt etwa 150.000 Menschen beteiligten waren auch gewaltfrei. Am 30.Mai 1968 wurde die Notstandsverfassung, trotz aller Proteste, vom Bundestag verabschiedet. DAS jetzt mit der "Roten Zora" oder RAF in einen Topf zu werfen, finde ich nicht gerade prickelnd! Für mich waren damals schon Enßlin, Mahler, Baader, Meinhof, Klar,Meins, Raspe und Konsorten allesamt selbstüberschätzende Kriminelle, die ich überhaupt NICHT VERSTEHEN WOLLTE! Vor allem waren die "uns" mit ihrem Anspruch auf "Führung" und mit ihrer Brutalität noch suspekter, als die übrig gebliebenen schleimenden Naziköppe!
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Warum? DARUM!
Geändert von Ayla (27.01.2007 um 21:58 Uhr).
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