Thema: "Angst"
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Alt 07.01.2007, 16:05
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Ayla Ayla ist offline
Moderatorin Philosophen-Café + V.I.P. Mitglied
 
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Standard Hm.....

Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Klar. Aber wenn dieses "irgendwie tot" den "Normalzustand" darstellt, kann (bzw. muss) man sich auch damit irgend wie arrangieren.
Was bei einer Angstdepression schlicht unmöglich ist, da sie ALLES lähmt! Aber lass uns nicht ZU sehr in die "psychatrische" Angst einsteigen. Denn DA wollte ich am aller wenigsten hin!
Vielmehr möchte ich noch einmal dahin, ob Angst IMMER real wahrgenommen werden muss? Aus der Medizin weiss man, daß Angst auch ZUERST als Körperdefizit wahrgenommen werden kann und gar nicht als Angst von den Betroffenen realisiert wird!
DAS wiederum bringt mich dazu zu hinterfragen, ob Angst überhaupt richtig definiert, begründet oder erklärt worden ist?
Ich will Dir ein Beispiel nennen: Jemand lernt einen Menschen kennen und man findet sich sympathisch. Nun gibt es Menschen die genau an dem Zeitpunkt anfangen mit sich zu hadern. Sie "denken" sich alle möglichen Szenarien aus warum dieser Mensch nicht für eine Partnerschaft in Frage kommt. Ist das Angst??? Und wenn ja - wovor hat man dann Angst? Man kennt diesen Menschen doch gar nicht! Man weiss also nicht WAS passieren kann. Nimm mal weiter an, dieser Mensch hat noch keine lebensbedrohlichen mit Angst verbundene Situationen erlebt oder schwerwiegende Verluste erlebt. Wovor sollte also diese "Angst" dann warnen? Pauschal vor Unbekanntem? Unwahrscheinlich!
Ist "Angst" dann kontrollierbar und unterliegt der WILLENSFREIHEIT , so wie die Schuld?

Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Die Konfrontation mit den eigenen Ängsten ist sicherlich ein probates Mittel. Die Angst verliert in dem Moment ihre Macht über einen, wo man ihre angedrohten Höllenqualen von A-Z durchlitten hat.
DAS halte ich wiederum für schlicht falsch. Eine latente Angst ist für manch einen gar nicht mehr wahrnehmbar - in der Gewöhnungsphase z.B.! Aber der Aspekt Angst = Macht ist für mich SEHR interessant. Bei der Schuld führt das funktionsfähiges Gewissen (Superego) zum inneren Gleichgewicht zurück. Warum ergo nicht bei der "Angst"???



Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Also ein Teufelskreis aus Nichtwollen und Nichthandeln...
Hm..."Teufelskreis"?JETZT wird mir allerdings das Wort Exorzismus vertrauter. Nichtwollen und Nichthandeln... Also doch nur eine "chemische" Reaktion im Hirn die lähmt? Somit ergo behandelbar! Da fallen mir ein paar Drogen ein.......


Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Und für manch einen/eine stimmt dieses Verhältnis nie. (Um ein einfaches Beispiel zu bringen: Ich habe seit ich denken kann eine Klaustrophobie. Trotzdem würden mich keine zehn Pferde dazu bringen, eine Therapie zu machen, in deren Verlauf ich in Fahrstühle steigen muss, die irgend wo (kontrolliert) angehalten werden. Dazu leide ich einfach "nicht genug" unter dieser Phobie.)
Und WER sagt Dir, daß DAS eine Phobie ist??? Und wenn da nun "Ängste" dahinter stecken, die sich auf "Umwegen nur" in DIR bekannten "Bildern" und Gefühlen darstellt, aber mit engen REALEN Räumen (Enge ist ein Symptom der Angst an sich) gar nix zu tun haben???


Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Weil den Betroffenen diese Lebenssituationen, denen sie sich entziehen noch viel unangenehmer vorkommen, als das eingeschränkte Leben mit all den Ängsten.
DAS würde ja schon fast an Weisheit grenzen! WOHER nehme ich mir das Recht zu ERKENNEN oder VORZUSTELLEN was in der ZUKUNFT passieren könnte???
Und dann auch noch REALE Angst zu empfinden? Da stimmt doch irgend etwas nicht!?


Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Das hat, denke ich, weniger mit "Lust an der Angst" zu tun, als vielmehr mit der Vermeidung von Unlustgefühlen, welche die Ängste in bestimmten Situationen hervorrufen.
Angst macht Spaß. Jeder kennt das Gefühl, befreit, beglückt, bestärkt aus der besiegten Angst hervorzugehen.....

Kinder zeigen eine ursprüngliche Lust am Gruseln. Selbst die Kleinsten sind durch Märchen, in denen aufgefressen, zu Tode getanzt und enthauptet wird, nicht überfordert. Im Gegenteil. Der Kinderpsychologe Bruno Bettelheim (1903-1990) untersuchte die Bedeutung des Gruselns in Kindermärchen. Er stellte fest, dass die Begegnung mit der Angst ein unerlässliches Moment der Entwicklung ist. Kinder müssen mit Angst konfrontiert werden, um sie benennen zu können, denn nur so ist sie bewältigbar. Das Gruseln stimuliert auch die erste Auseinandersetzung mit dem Tod, ohne die, so Bettelheim, keiner zum vollen Menschen heranreifen könne.

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2005/04/Angstlust.xml

Wieso "stärken" wir uns ergo nicht, sondern laufen dann vor "unangenehmen" Dingen davon?

Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Das bestätigt wohl die alte Regel: Ohne anständige Psychose keine Kreativität...
Ach....war DIR das neu?

Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Ich denke, dass es in einem praktischen Sinne völlig egal ist, wie Du Deine Angst subjektiv betrachtest. Auch wenn Du zu der Erkenntnis kommen solltest, dass sie vollkommen überflüssig und irrational ist, wirst Du sie dadurch nicht los.
Falsch! Dann würden ja Konfrontationstherapien nicht greifen können. Allerdings kann ich so etwas NUR machen WENN ich MEINE Angst definieren kann - ergo MICH kenne!
Was mich zur nächsten Frage führt: WIE ist es möglich kollektive "Angst" zu erzeugen, wenn Angst nur individuell wahr genommen werden kann???


Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Schuldgefühle halte ich nicht automatisch für Angstgefühle. Aber sicherlich gehen oftmals Angstgefühle damit einher. Angst vor gesellschaftlicher Ächtung bspw...
Ängstliche Reaktionen sind schon bei Primaten und primitiveren Arten zu beobachten.
Das Gefühl "Angst" ist entwicklungshistorisch älter als die "Schuld". Was wiederum für ein "Gefühl" des Urhirns spricht. Ist das Wort "Angst" vielleicht nur letztlich eine Raummetapher und bedeutet "Enge". ?
Ist Angst die unmittelbare Registration von einem verengten Raumverhältnis? Durch aufkommende Furcht schreitet der Organismus zu Flucht, was nichts anderes bedeutet, als daß man sich verspricht durch Distanzschaffung, den "engen Ort" durch die zurückgelegte Strecke wieder zu vergrössern? Das würde aber ein sehr konfuses Bild von "Angst" zeigen und ist für mich dann überhaupt nicht mehr mit vereinzelbaren Handlungen einiger Menschen erklärbar.
Kann ein "enger Ort" ergo auch ein Mensch sein???
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