Ich habe Freunde islamischen Glaubens und kenne mich deshalb etwas aus. Schwierig ist für uns vielfach die Denkweise dieser Menschen.
Ein Beispiel gefällig? Eine Freundin ist im Alter von 13 Jahren im Iran verheiratet worden und lebt nun mit ihrem Mann und drei Kindern in Deutschland. Der Ehemann sitzt seit Frühjahr dieses Jahres im Knast, weil der den zukünftigen Schwiegersohn – dem Freund der ältesten Tochter – mit etlichen Messerstichen lebensgefährlich verletzt hat. Er ist inzwischen verurteilt und wird noch für 4 Jahre amtlich verwahrt.
Die Ehefrau hat ihren Mann angezeigt, weil er sie vielfach vergewaltigt hat. Als er besonders in Rage kam, hat er ihr ein Kopfkissen auf das Gesicht gepresst, um sie zu ersticken. Der Prozess steht noch aus.
Gründe, sich scheiden zu lassen, hat sie ausreichend. Trotzdem hält sie an der Ehe fest und scheut sich davor, sich scheiden zu lassen. Sie würde im Fall der Scheidung von allen iranischen Bekannten und Freunden gemieden und müsste bei einer Reise in den Iran mit Repressalien der Familie des Ehemannes rechnen. Ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen zu werden, was ihr angeboten worden ist, lehnt sie ab, weil sie nach nun 20-jähriger Ehe „Eigentum“ des Mannes geworden ist und er deshalb nach seinem Belieben mit ihr verfahren darf. Trotzdem hat sie wegen der Vergewaltigungen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet.
Die Ehre – oder was sie darunter verstehen – spielt eine ganz andere Rolle als bei uns. Ich versuche, ihr Verhalten zu verstehen, aber es gelingt mir eigentlich überhaupt nicht.
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