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Ayla 19.05.2007 21:48

(Schein-)Wissen oder das Wörtchen: "Man"
 
"
Das faktische Dasein lebt gewöhnlich verfallen in das MAN. Das MAN ist die anonyme Öffentlichkeit - das worüber irgend jeMANd in Zeitungen, Fernsehen und Rundfunk redet - der JederMANn der überall und nirgends zu finden ist. Verfallen ist das Dasein, weil es ihm in der öffentlichen Meinungsschlacht nicht mehr um sich selbst geht, sondern um "die Anderen". Das Dasein verliert seine Eigentlichkeit, in dem es sich im rastlosen Besorgen in der Welt verliert. Sich selbst hat das Dasein auch verloren, weil es im Besorgen dem Gerede, der Neugier und Zweideutigkeit verfallen ist. "

Heidegger


Da jeder eine Meinung hat - zu allem etwas sagen kann - entsteht leicht der Eindruck, daß alle wissen wovon sie reden. Es ist unhöflich die Meinung eines anderen anzuzweifeln - MAN will ja nicht intolerant sein. Neben der Eigentlichkeit des Daseins geht auch das Fragwürdige verloren. Da man glaubt alles zu wissen und zu jedem Thema Auskunft erteilen zu können, vergißt man das In-Frage-stellen der eigenen Ansichten. MAN bedenkt eine Frage nicht mehr, sondern antwortet aus dem Bauch heraus. Es gibt einen dafür treffenden Spruch von einem bekannten amerikanischen Psychologen, der einmal sagte:

People don´t listen - they reload! (Menschen hören nicht zu - sie laden nach!)

Da man alles zu wissen glaubt, gibt es auch keinen Grund zuzuhören. Man überlegt schon während der Rede des Gegenübers, was man erwidern kann.
Dieses Scheinwissen ist der zweite Feind(Castaneda) jeglicher Entwicklung des Menschen. Wer keine Fragen mehr an die Welt hat, wird auch nicht mehr nach neuen Antworten suchen. Man verweilt in der Illusion alles Wichtige zu kennen. Das möglicherweise "Fragwürdige" im Leben wird verschleiert, durch Scheinwahrheiten verstellt oder gar nicht mehr wahrgenommen. Wenn Sie selbst keine Fragen mehr an das eigene Leben oder den "Sinn im Leben" haben, können Sie davon ausgehen, daß Sie dem zweiten Feind unterlegen sind.

Man nur eine Unart, ein "geschickter" Schachzug oder fester Bestandteil einer Oberflächlichkeit?

Was ist dran an einer der Thesen der "4 Feinde" von Castanedas ?

wate 21.05.2007 09:28

Erstmal möchte ich Dich ganz lieb begrüßen. Ich habe Dich schon arg vermißt, liebe Ayla.

Ich empfinde das "man" als Unsicherheit in der Rede. Wenn jemand nicht überzeugt ist, von dem, was er redet, dann kommen solche Floskeln, wie "man sieht es ja überall". Ganz ausgeprägt ist das "man" im Sprachgebrauch früherer DDR-Spitzensportler zum Beispiel. Wenn Du dem Jens Weißpflog in früheren Jahren zugehört hast, dann weißt Du, was ich meine. Vielleicht verstand sich dort das "man" auch als Teil des Systems. Kommt das "man" eigentlich von "Mann"? Frau hat sich ja erst später emanzipiert. ;) Man :) kann also sagen, daß man :) auch ohne "man" auskommen kann - mannomann. :)

wate 21.05.2007 09:42

Vom Käsemann
 
Daß "man" Käse ist, beweist auch ein Schwenk zur Insel, wo die Stadt Manchester bekannt ist. Ich bin nun kein Historiker vor dem Herrn, weiß jedoch, daß Manchester und insbesondere Chester wegen seines Käses berühmt ist. Wer "man" sagt, redet also wahrscheinlich Käse, oder? Und da die Engländer überwiegend Käse reden, sollte die Hauptstadt eigentlich Manchester heißen, oder?

wate 21.05.2007 10:38

So, nach diesem kleinen Ausflug in den Käse nun mal wieder versachlichter:

Das kleine Wörtchen "man" kann in Gesprächen verheerende Wirkung erzielen. Wer "man" sagt, könnte uns vermitteln wollen, daß er den Stein der Weisen gefunden hat, denn er weiß, wie "man" das macht, wie "man" denkt und so weiter. Er spricht im Namen des Allwissenden, der nicht nur eine Meinung kommuniziert, sondern eine Wahrheit. Als Quelle seines Wissens zitiert er "man". Eltern sprechen so mit ihren Kindern, um ihnen die Leitsätze der Zukunft aufzuzeigen. "Mit vollem Mund redet man nicht!" "Man wäscht sich die Hände vor dem Essen!" "Das tut man nicht!" Das Wörtchen "man" kann aber noch viel mehr. Es zeigt dem Adressaten, daß er nicht weiß, was alle (man) wissen. So nach der "Du-Depp-Methode", die ihre Aussage dann auch meist nicht verfehlt. Auf den verbalen Konter oder einen mißgelaunten Gesprächspartner braucht keiner lange zu warten, wenn wir mit "man" kommunizieren. Weniger schädlich ist "man" als Ersatz für "ich". Es verrät dann nur, daß sich der Redende nicht traut, über sich zu sprechen. "Man hatte eben keine Chance" oder "man müßte etwas unternehmen".

Oder, um mit dem weiter vorne zitierten Jens Weißpflog zu reden: "Man hatte nicht die Ausrüstung, um über 100 Meter zu fliegen!" Oder auf seinen Vierschanzenerfolg angesprochen: "Man hatte das schon im Vorfeld gesehen, daß das möglich war."

:D

Crunchy Frog 21.05.2007 22:31

Das Wörtchen "man"...
 
ICH verstehe überhaupt nicht was DU hier eigentlich von UNS willst, Ayla ? :confused:
Man fühlt sich bei DEINEN Fragen immer so überfordert...!?

P.S.: ICH bin ganz konfuzius...:eek: !

Ayla 22.05.2007 08:32

Zitat:

Zitat von Crunchy Frog (Beitrag 30272)
ICH verstehe überhaupt nicht was DU hier eigentlich von UNS willst, Ayla ? :confused:

Schöner Satz - trifft mit dem "uns" absolut den Kern! :) Ist schon erstaunlich wieviele Foristen/innen Dich als Sprachrohr akzeptieren. :D

Man/uns - viele Fliegen gehen auf Scheis..., darum ist Schei... gut?
Im Kreise von "Vielen" liegt die "Beweiskraft"?

Was weiß ich denn schon schon wirklich oder wahrhaftig??

"Er spricht im Namen des Allwissenden, der nicht nur eine Meinung kommuniziert, sondern eine Wahrheit. "

Manipulationszwecke?

Wo fängt Wissen an und wird dann zur Wahrheit?

wate 22.05.2007 08:33

Wieso, Crunchy?

Fernab jeder philosophischer Betrachtung ergibt sich auch so eine gute Diskussion.

MAXX 22.05.2007 23:01

"Man" ist Ausdruck der Feigheit vor dem "Ich" gegenüber dem Anderen.
( copyright by MAXX)

In Bezug auf "Wissen" ist die häufige Nutzung des "man" Anzeichen für Unsicherheit/versteckte (unbewusste) eigene Zweifel an der Aussage.
In Bezug auf "Emotion" siehe erster Satz.

Schädlicher für einen selbst ist der zweite, emotionale "man"-Fall.

MAXX 22.05.2007 23:21

Zitat:

Zitat von wate (Beitrag 30181)
Weniger schädlich ist "man" als Ersatz für "ich". Es verrät dann nur, daß sich der Redende nicht traut, über sich zu sprechen.

Es ist allemal schädlich, nämlich für den Redenden selbst.
Es verrät nach meiner Meinung eben nicht, dass er -der Redende- sich nicht traut über sich zu kommunizieren, sondern es zeigt, dass der Redende nicht von sich reden möchte und/oder kann. Er ist also eigentlich gehandicapt.

Auch wenn das eventuell wie Wortklauberei aussehen mag; da ist ein ziemlich großer Unterschied:
Über mich zu reden kann sehr einfach sein; ich erzähl halt 'n paar (belanglose) Begebenheiten und Erlebnisse. Auch andere können locker über mich reden.
Aber dem Zuhörenden zu vermitteln, dass das was ich sage von mir kommt -aus meiner Überzeugung/meinem Herzen/meiner Erfahrung- ist weitaus schwieriger. Denn es erfordert Ehrlichkeit und die Bereitschaft das vermeintliche Risiko des Verletztwerdens einzugehen. Deswegen:
"Man" ist Ausdruck der Feigheit vor dem "Ich" gegenüber dem Anderen.

andee 23.05.2007 22:39

Zitat:

Zitat von MAXX (Beitrag 30398)
"Man" ist Ausdruck der Feigheit vor dem "Ich" gegenüber dem Anderen.
In Bezug auf "Wissen" ist die häufige Nutzung des "man" Anzeichen für Unsicherheit/versteckte (unbewusste) eigene Zweifel an der Aussage.

Dann sind die Franzosen - die das on (= "man") permanent verwenden als Ersatz für die 1. Person Sing. oder Plural - also ein Volk von Feiglingen? :rolleyes:


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